Der protestantische Friedhof in Rom gilt als einer der vielleicht am meisten idyllischen Plätze in ganz Rom. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht ein wenig morbide, ist aber vor allem mit der interessanten Geschichte und der daraus gewachsenen Architektur des Totenfeldes entstanden. Neben den unzähligen Gräbern von bekannten und ganz und gar unbekannten Personen ist es vor allem die Pracht mancher letzter Ruhestätten, die so viele Besucher auf den protestantischen Friedhof zieht. Dann wären da noch die Katzen, die seit mehreren Jahrzehnten die stummen Wächter dieses besonderen Ortes sind. Hier erfahrt ihr mehr über das was ech bei der Besichtigung des nicht-katholischen Friedhofs von Rom erwartet.
Die Geschichte des protestantischen Friedhofs von Rom
Einst war Rom mehr als nur die heilige Stadt. Sie war selbst im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit das religiöse, spirituelle und machtpolitische Zentrum des Kirchenstaates von Europa. Der Katholizismus spielte hier noch viele Jahre eine Rolle, als in Deutschland und anderen Staaten längst die Reformation vorherrschend war. Das führte dazu, dass es viele Reisende innerhalb der römischen Mauern gab, die nicht zum katholischen Glauben gehörten. Aufgrund der dominanten Macht der Kirche in Rom, kam es nicht in Frage, dass diese – ihrer Ansicht nach – Ungläubigen auf den Friedhöfen von Rom begraben werden. Also musste eine Alternative geschaffen werden.
So kam der protestantische Friedhof zu seinem Namen. Tatsächlich war er für Ausländer jeder Art, die nicht den katholischen Glauben hatten und in Rom gestorben waren. Direkt neben der Cestiuspyramide wurden die ersten Gräber angelegt, damals jedoch noch nicht als offizieller Friedhof. Das kam erst nach und nach und somit auch das Wachstum bis zu seiner heutigen Fläche. Es ist ein Flickwerk aus Gräbern für die berühmtesten aber manchmal auch ärmsten Teile der Bevölkerung gewesen. Nachdem der Friedhof mit dem Ende des Kirchenstaates seine offizielle Rolle bekam, erhielt er nicht nur eine weitere Landerweiterung, sondern auch seine Kapellen. Heute dürfte man übrigens auch bei Tag bestattet werden – eine Unmöglichkeit zu der Zeit, als der Kirchenstaat noch über die Stadt herrschte.
Was bietet der protestantische Friedhof für seine Besucher?
Dass gerade ein Friedhof die Besucher so sehr in seinen Bann zieht hat natürlich auch damit zu tun, dass hier im Laufe der Jahre ein ganz eigenes Stück von Geschichte entstanden ist. Dadurch, dass der Friedhof über viele Jahre offiziell nicht einmal existierte und doch die letzte Ruhestätte so vieler großer und berühmter Köpfe der Weltgeschichte geworden ist, umgibt ihn von Beginn an eine interessante Aura. Gerade Künstler aus Europa werden hier von ihren Fans der Neuzeit besucht. Es sind aber nicht alleine die Persönlichkeiten, die den Friedhof ausmachen.
Mit dem Standing der Begrabenen bekamen auch die Gräber selbst eine große Bedeutung. Der Friedhof ist nicht alleine ein Flickwerk aus Gräbern, sondern eine Ansammlung von Kunstwerken. Das liegt auch daran, dass zu der Zeit des Kirchenstaates keine Kreuze oder ähnliche Symbole des Glaubens auf den Gräbern genutzt worden sind. Um trotzdem ein pompöses Grab zu haben, sind die Verstorbenen meist noch zu ihren Lebzeiten kreativ geworden. Sie schufen Kunstwerke, Mausoleen, Fresken und Gemälde aus Marmor für die Verstorbenen. Gleichzeitig fragt man sich bei manch einem Grab, was wohl die Geschichte hinter den Menschen gewesen sein mochte. So zum Beispiel bei der letzten Stätte eines 21-jährigen Schotten, der mit einem wunderbaren Sarkophag bedacht wurde, auf dem eine lange Inschrift seiner Eltern zu finden ist.
Über viele Jahre waren die deutschen Botschafter für die Pflege des Friedhofs zuständig. Als Speerspitze der Reformation war es nur richtig, dass sie sich um die Verwaltung für das Gebiet kümmern, das ihren Glaubensangehörigen am nächsten kam. Heute wird es von einem Verein verwaltet, der sich gegen eine kleine Spende um die Pflege der alten Anlagern kümmert. Dabei liegt ein großes Fokus darauf, dass das geschichtliche Bild des Friedhofs nicht zu sehr verändert wird. Er wird nur so sehr gepflegt, wie es nötig ist, um ein angenehmes Bild für die Besucher abzugeben. Dadurch entstehen auch wunderschöne Pflanzenbilder und das ganz im Blickfeld der seltsamen Pyramide, die für einen einstigen Tribun von Rom errichtet wurde. Es ist einfach die Mischung, die diesen Friedhof so besonders macht.
Es könnte übrigens durchaus sein, dass man nach einiger Zeit der Wanderung über den Friedhof eine Schar von Katzen entdeckt, die sich aus dem Unterholz oder hinter Grabsteinen hervorwagt und die Besucher neugierig beäugt. Schon seit vielen Jahren gibt es hier auf dem Friedhof eine eigene Population von streunenden Katzen, die ebenso von Freiwilligen versorgt werden. Sie gelten als die Wächter dieses wunderbaren Ortes. Es ist vermutlich vor allem die Ruhe hinter den hohen Mauern, die Abgeschiedenheit und die friedliche Atmosphäre, die dafür gesorgt hat, dass sie diesen Ort ebenso sehr zu schätzen wissen wie die menschlichen Besucher.
Berühmte Personen auf dem protestantischen Friedhof
Vom späten 17. bis in das frühe 19. Jahrhundert war Rom wieder die Hauptstadt für Künstler und Gelehrte. Aus ganz Europa zogen sie in die Stadt. Wenn sie hier starben, war der protestantische Friedhof die einzig mögliche Ruhestätte, sofern sie nicht entweder katholisch waren oder mit hohen Kosten verbunden in die Heimat überführt werden konnten. Entsprechend kommt es, dass so manch ein bekannter Name diesen Ort als die letzte Ruhestätte auserwählt hat. Einige Beispiele:
- John Keats und Joseph Servern, zwei bedeutende Künstler und Dichter aus dem späten 18. Jahrhundert, haben ihre Grabmäler nebeneinander.
- Antonio Gramsci, ein Journalist und Politiker, der die Zeit rund um Mussolini mit dem Leben bezahlte.
- August von Goethe, ein Sohn von Johann Wolfgang von Goethe.
- Malwida von Meysenbug, eine berühmte deutsche Schriftstellerin des späten 19. Jahrhunderts.
- William Wetmore Story, dessen Skulptur auf seinem Grab zu den berühmtesten Szenerien des Friedhofs gehört.
Das ist nur ein kleiner Auszug der berühmten Persönlichkeiten, die hier die letzte Ruhe fanden. Es sind vor allem ihre Gräber, Skulpturen und Denkmäler, die den architektonischen Charme des Friedhofs so sehr bestimmen.
Schilder, die zu bekannten Gräbern führen, befinden sich an verschiedenen Orten im Friedhof.
Neben dem Friedhof, die Pyramide von Rom
Ein recht ungewöhnliche und skurille Sehenswürdigkeit in Rom ist die große Celsius-Pyramide, die 12 bis 18 vor Christus erbaut wurde und als Grab für Prätors Gaius Cestius Epulo diente. Die Pyramide liegt direkt neben dem Friedhof und im Park vor der Pyramide gibt es auch noch weitere Grabmäler zu sehen.
Der Friedhof gehört (zusammen mit der Pyramide von Rom) für mich zu den schönsten Orten der italienischen Hauptstadt, auch wenn nicht so spektakulär wie die großen Sehenswürdigkeiten von Rom. Der Park vor der Pyramide ist einfach nur idyllisch und hier sollte man sich eine wohlverdiente Ruhepause gönnen. Langweilig wird es garantiert nicht, den wahrscheinlich könnt ihr hier die ein oder andere Katze beobachten…
Die Katzen des Friedhofs… Unheimlich?
An allen Orten, an den Menschen gestorben sind, tummeln sich in Rom katzen herum… Das hat schon etwas Unheimliches! Viele Katzen zieht es in Rom in die Ruinen von Torre Argentina, wo einst Julius Cäsar ermordet wurde. Heute befindet sich dort die schöne Katzenstation von Rom, die man auch besichtigen kann. Ähnlich ist es mit dem nicht-katholischen Friedhof, der sich mit den Jahren auch zu einer Heimat für viele Katzen entwickelt hat, wie ich es oben schon erwähnt habe. Oder hat es vielleicht damit zu tun, dass die alten Ägypter Katzen vergöttert haben und sich die Tiere deshalb in der Nähe der Pyramide wohl fühlen?
Man muss auch nicht lange suchen, um die Vierbeiner zu sehen – überall schlendern sie in den Gängen des Friedhofs herum… und das schon seit 1850. Die Katzen sind zwar wild, werden aber mittlerweile von Freiwilligen betreut und medizinisch versorgt. Wer ein Herz für Tiere hat, kann auch eine kleine Spende hinterlassen. Am Zaun rund um die Pyramide und dem katholischen Friedhof befindet sich eine kleine Box, in die man ein paar Euro reinwerfen kann.
Preise
Die Besichtigung des Friedhofs ist kostenlos. Es gibt einen kleinen Verwaltungs- bzw. Souvenirshop innerhalb des Geländes. Wer möchte, kann dort eine kleine Spende (min. 3 €) hinterlassen, um die Pflege des Friedhofs zu unterstützen.
Achtung: Größere Gruppen sollten sich vor Besichtigung an die Verwaltung des Friedhofs wenden (+ 39 06 574 1900, mail@cemeteryrome.it)
Öffnungszeiten
Der nicht-katholische Friedhof ist das ganze Jahr über jeden Tag geöffnet. Hier die genauen Öffnungszeiten:
- Montag bis Samstag: 9 Uhr bis 17 Uhr (letzter Zugang 16:30 Uhr)
- Sonntag und Feiertage: 9 Uhr bis 13 Uhr (letzter Einlass um 12:30 Uhr)
Anfahrt: Wie komme ich hin?
Der nicht-katholische Friedhof von Rom liegt ein wenig außerhalb des Zentrums, neben dem Viertel Testaccio. Die genaue Adresse lautet: Via Caio Cestio, 6, 00153 Roma
Um dorthin zu kommen, ist es am einfachsten die U-Bahn Linie B zu nehmen und an der Station „Piramide“ auszusteigen. Geht dann um die Pyramide herum in die Straße Via Caio Cestio. Auch wenn es kürzer ist: Der Zugang über die Viale del Campo Boaria ist nicht möglich.
Die Friedhof wird ebenfalls von den Tramlinien 3 und 8 angefahren (Haltestelle „Porta San Paolo“).
„O wie fühl ich in Rom mich so froh, gedenk ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes
Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne.
Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum ich? Empfänget
Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?
Ach, hier lieg ich und strecke nach deinen Knieen die Hände
Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!
Wie ich hereingekommen, ich kanns nicht sagen: es faßte
Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.
Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?
Irrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrtums Gewinn!
Deine Tochter Fortuna, sie auch! die herrlichsten Gaben
Teilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut.
Bist du der wirtliche Gott? O dann so verstoße den Gastfreund
Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab!
»Dichter! Wohin versteigest du dich?« – Vergib mir: der hohe
Kapitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.
Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später
Cestius Mal vorbei, leise zum Orkus hinab…“