Dass in Rom „alt“ und „neu“ bzw. „Klassik“ und „moderne“ nah beieinander liegen, wird auch durch die Existenz des Museum Centrale Montemartini noch einmal verdeutlicht. Bis in die 1960er Jahre als Elektrizitätskraftwerk genutzt, ist es heute ein römisches Museum, das den Grat zwischen Industrie und Antike bietet. Wo einst Strom für die Stadt erzeugt wurde, finden sich auch Fundstücke aus der antiken Zeit des heutigen Roms. Ein interessantes Konzept! Ich habe mir die Centrale Montemartini in Rom angeschaut. Ob sich der Besuch in dem Kraftwerk lohnt und welche Schätze dort auf euch warten, erfahrt ihr hier.
Das Elektrizitätskraftwerk
Am 30. Juni 1912 wurde das eigentliche Kraftwerk eingeweiht, das heute die Begegnungsstätte zwischen Antike und Neugeschichte der Industrie ist. Über viele Jahre war es das erste öffentliche Bauwerk in der Stadt, das mit der Versorgung von Wasser und Energie zu tun hatte. Die Bedeutung lässt sich auch daran erkennen, dass bereits 20 Jahre später eine Modernisierung der Anlagen erfolgte, mit der die Stadt noch effizienter mit Energie beliefert werden sollte. Das Bauwerk, das direkt an den Stadtmauern gelegen ist und damals in einer der ersten reinen Industriezonen der Stadt gelegen war, ist noch heute vollständig erhalten und bietet damit besonders den Romantikern der späten Industrialisierung einen interessanten Einblick in die Architektur.
1963 wurde das Kraftwerk schließlich stillgelegt, da es nicht mehr den Bedarf erfüllen konnte. Nach zwei Jahrzehnten des Verfalls wurde erkannt, welches Potential das riesige Gebäude bot. Schließlich waren es eine Sanierung und ein Zufall, warum das Gelände bis heute genutzt werden kann: Die Kapitolinischen Museen benötigten Stauraum aufgrund eines Umbaus. Plötzlich erkannten die Besitzer den Charme, den die Mischung aus Antike und Industrie in ihrem Museum bot und entschieden sich, das Gebäude dauerhaft für diesen Zweck zu nutzen. Heute lassen sich hier alte Turbinen, Kessel und die riesigen Anlagen betrachten, die einst zur Stromgewinnung genutzt worden sind. Aber eben auch Zeitstücke aus der Antike.
Die Dauerausstellung der Kapitolinischen Museen
Die Kapitolinischen Museen gehören zu den wichtigsten und größten Museen in Rom und haben einen Teil ihrer Sammlung dauerhaft in das Gebäude ausgelagert. Vor allem die Stücke, die nach der Vereinigung Italiens in den kaiserlichen und römischen Gärten gefunden sind, haben ein Zuhause im Centrale Montemartini gefunden. Während im Säulensaal die römische Republik, also die Grabkultur und die einstigen Beweise des Luxus in der Stadt zu sehen sind, liegt das eigentliche Highlight im größten Saal. Im Maschinensaal finden sich Stücke aus dem einstigen Zentrum der Stadt. Kunstschätze aus Tempeln, Bilder, Fresken, Statuen und Büsten aus diesem Bereich der Stadt sind hier zu finden und präsentieren sich neben alten Dampfturbinen für einen Kontrast, der in keinem anderen Museum der Stadt gefunden werden kann.
Im Kesselraum finden sich Stücke aus den einstigen Gärten und kaiserlichen Palästen, die bei späteren Ausgrabungen gefunden wurden. Es ist also vor allem die Mischung aus der Industrie, die einen so wichtigen Teil der modernen Geschichte repräsentiert, und der Möglichkeit sie im Kontrast mit den Kunstwerken der Antike zu sehen, die dieses Museum zu einer einmaligen Gelegenheit für einen Besuch macht.
Der Papstwagen… inkl. Kapelle!
Eine Kapelle in einem Zug? Das gibt es tatsächlich! Und zwar im „Kapellenwagen“ von Papst Pius IX., der ebenfalls in der Centrale Montemartini bis zum 31. Dezember 2020 ausgestellt wird. Auch wenn man ihn leider nicht betreten kann: Der prunkvolle Wagon ist nicht zu übersehen. Ebenfalls ausgestellt sind zwei weitere Wagons des Papstes, die als Wohnräume und Aussichtswagen für die Reisen des Papstes Pius IX. gedacht waren. Im Inneren befindet sich eine komplette Wohnung (Schlafzimmer, Wohnzimmer, Waschraum) sowie einen Empfangsraum, ein Beichtstuhl und der päpstliche Thron. Die Wagen stammen alle drei aus den 1850er-Jahren.
Fazit
Die Mischung aus „alt“ und „neu“ ist sehr gelungen und die sich alte Skulpturen in einem „modernen“ Kraftwerk anzuschauen ist schon etwas Besonderes. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Centrale Montemartini ein Museum für Kunst & Geschichte ist und dass sich die Einrichtung in erster Linie an Personen richtet, die sich für diese Gebiete interessieren – und nicht für Technik. Denn auch wenn die Location sehr interessant ist und man auch etwas über das Kraftwerk und dessen Geschichte erfährt, liegt das Hauptaugenmerk des Museums eindeutig auf den Gebieten der Kunst, Kultur & Geschichte.
Ein klein wenig enttäuschend fand ich es, dass es eigentlich nur Skulpturen und Statuen zu sehen sind. Ein klein wenig Abwechslung (alte Gegenstände, Gemälde, usw.) wäre willkommen gewesen.
Sehr gut gefallen haben mir der Zugwaggon des Papstes, der hier ausgestellt wird, und die Möglichkeit, über eine erhöhte Galerie gehen zu können, von der aus man einen tollen Blick über die Ausstellungssäle hat.
Also: Das Museum richtet sich in erster Linie an Personen, die auch schon von den Vatikanischen Museen und den Kapitolinischen Museen angetan waren. Der Technik-Teil der tollen Location spielt nur eine zweitrangige Rolle.
Rucksäcke müssen in die Garderobe
Es ist leider nicht erlaubt, das Museum mit einem Rucksack zu betreten. Besuchern steht eine kostenlose Garderobe zur Verfügung. Es handelt sich dabei um mehrere kleine Kleiderspinde. Man tut seine Sachen hinein, schließt den Spind ab und nimmt dann den Schlüssel mit. Nach der Besichtigung schließt man den Spind wieder auf und lässt den Schlüssel einfach stecken.
Dieses Verbot gilt auch für kleinere Rucksäcke. Ich hatte zum Beispiel nur einen einfachen Daypack dabei (Größe: 25L) und wurde trotzdem von dem Herrn an der Kasse gebeten, die Garderobe zu nutzen. Es gibt dafür zwei Gründe: Einerseits die Sicherheit und andererseits die kleine Größe einiger Statuen und Köpfe, die man mitgehen lassen könnte – wenn man denn schlechte Absichten hätte!
Eintrittspreise
Der Eintrittspreise für Erwachsene beträgt 11 €. Der ermäßigte Eintrittspreis für Personen zwischen 6 und einschließlich 25 liegt bei 10 €.
Kostenlos ist der Eintritt bis zum Beginn vom 6. Lebensjahr. Der Eintritt ist ebenfalls kostenlos für behinderte Personen sowie ein Familienmitglied.
Eintritt mit Rom-Pässen
Die Besichtigung zum ermäßigten Preis ist im Rome City Pass mit inbegriffen. Personen, die den Roma Pass haben, können die Centrale Montemartini kostenlos besichtigen (als erste oder zweite Sehenswürdigkeit) oder den ermäßigten Preis zahlen (als dritte Sehenswürdigkeit).
Öffnungszeiten
Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 9 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Am Montag bleibt die Centrale Montemartini geschlossen. Der Kartenverkauf endet 30 Minuten vor Schließung.
Begrenzte Öffnungszeiten von 9 Uhr bis 14 Uhr am 24. und 31 Dezember. Sollten diese Tage auf einen Montag fallen, bleibt die Centrale geschlossen.
An folgenden Feiertagen bleibt das Museum geschlossen:
- 1. Januar (Neujahr)
- 1. Mai (Tag der Arbeit)
- 25. Dezember (Weihnachten)
Anfahrt
Die Centrale Montemartini liegt südlich vom Zentrum, an der Adresse: Via Ostiense 106, 00154 Rom.
Trotzdem ist sie ganz einfach mit der Metrolinie B über die Station „Garbatella“ zu erreichen, die sich ca. 300 Meter entfernt vom Museum befindet. Die Busse 23, 769, 792, N2 und N3 halten quasi direkt vor der Centrale. Haltestelle „Ostiense / Garbatella“.
Achtung: das Gebäude der Centrale (oben im Artikel abgebildet), befindet sich nicht direkt am Straßenrand, sondern in einem Hinterhof. Um zur Centrale zu gelangen, müsst ihr nach diesem Eingangstor mit rotem Schild Ausschau halten. Hinten im Hof befindet sich dann das tatsächliche Ausstellungsgebäude.
Übrigens: Toller Blog mit tollen Tipps und vielen Infos. Ich stöber schon ein paar Wochen bei Dir rum für meinen Rom-Trip! 🙂 Hab auch einiges – wie hier die Centrale Montemartini – gefunden, was mir anderweitig empfohlen wurde.
Hallo Ilona,
danke für das Feedback!
VG,
Roman